Sonntag, 25. März 2007

La Fourmi et l'Hôtel de l'Amitié

Dieser Blog kann natürlich nicht mit einem Beitrag über den Schlachthof enden. Deshalb will ich noch über die westlichen Inseln in Mali schreiben, die unser Leben hier noch um vieles angenehmer machten.
Aussicht über den Niger aus dem obersten Stock des Hotel de l'Amitié. Es besitzt einen eigenen 9-Loch Golfplatz - mitten im Zentrum von Bamako. Der Pool. Bei uns würde man so einen Klotz Landschaftsverunstaltung schimpfen, ich finde es mittlerweile schön ;-)
Im ersten Moment wird das vielleicht ein bisschen komisch tönen für Euch. Aber trotz all dem Spass, den ich mit den Mitarbeitern hier habe (es ist inzwischen soweit, dass ich, um von einem Gebäude zum nächsten zu gehen ca. 20 min einplanen muss, da ich auf den 50 Metern von jedem begrüsst werde und kurz schwatzen muss), trotz all den sympathischen kurzen Bekanntschaften, den friedlichen, bunten Märkten, den wuseligen Strassen, dem immerwährenden Sonnenschein, den witzigen Kiddies; trotz alldem nehme ich manchmal gerne Ferien von Afrika. Ein Nachmittag am Pool des 5 Sterne Hotels von Bamako ist vielleicht etwas dekadent aber sooo was von relaxed und ruhig. Kaum Leute, ein gutes Buch, Kaffee(!), kein Verkehrslärm und alles ist sauber.
Das zweite Paradies ist die "Fourmi". Das ist ein Supermarkt, der alles führt was das Herz begehrt - zu Globus Preisen versteht sich. Benj und ich zaubern aus Zutaten aus der Fourmi westliche Schlemmermenus par excellence: Pasta mit bolognese Sauce, Hamburger, Poulet an Mango Sauce mit Bratkartoffeln, deftige Grilladen und zum Dessert gibt's Eis, Schoko und Bier. Irgendwie passt das Geschriebene auch als Überleitung für mich, ab morgen ist meine ganze Welt wieder wie das Hotel de l'Amitié und die Fourmi.
So gross der Unterschied zwischen meinen beiden Welten auch sein mag, es gibt mindestens nochmals so einen grossen Schritt bis zum "echten" Afrika. Ich bin hier mit meinem Laptop und meinem Handy eingefahren, ich habe in einem Betonhaus gewohnt und zusätzlich verfüge ich über schier unerschöpfliche finanzielle Mittel. Das Leben eines Maliers, der sich mit einem Durchschnittseinkommen - falls er überhaupt eins hat - durch all die kleineren und grösseren Alltagprobleme kämpft, ist kein Zuckerschlecken. Das Leben der Malierin - die meistens vergessen wird - ist nochmals um einiges härter. Sie können nicht einfach mal Ferien von Afrika machen. Trotzdem versprühen die Menschen hier viel Freude und Charme und antworten auf "I ka kené?" (Wie geht's?) unbeirrt mit "Toro sité" (Keine Sorgen). Ich möchte mich bei all denen bedanken, die meinen Blog gelesen haben und mich mit Ihren Kommentaren ermuntert haben, weiterzumachen. Meinen Mitarbeitern am LCV möchte ich für sehr freundschaftliche Zusammenarbeit danken, vor allem Samaké, Sidy und Fané. Bei Jakob Zinnstag, Bassirou Bonfoh und Borna Müller bedanke ich mich sehr herzlich, dass Sie mir die Arbeit hier ermöglicht haben und mich die ganze Zeit betreut haben. Benj danke ich nicht nur für die Fotos, sondern vor allem für die super Zeit, die wir hier zusammen verbracht haben. Meinen Freunden, meiner Familie und ganz speziell Barbara möchte ich ganz herzlich für die fortwährende Unterstützung während dieses Zivildienstes danken. So, jetzt muss ich Koffer packen. Tschau zäme!

Montag, 19. März 2007

Aux Abattoires

Der heutige Beitrag ist etwas hardcore. Benj, der Tierarzt, der mit mir zusammen hier Zivildienst macht, arbeitet auf Tuberkulose und geht dafür in den Schlachthof, um Proben zu sammeln. Am Freitag bin ich mal mitgegangen. Es war ekelerregend und faszinierend zugleich. Ich habe so darüber geschrieben, wie über andere Themen, dieser Bericht sprengt nun aber die Grenzen des guten Geschmacks. Bitte überlegt es Euch gut, ob ihr weiterlesen wollt. Die Bilder habe ich insofern zensiert, dass sie nur über Links abrufbar sind. Sie sind wirklich recht eklig. Für meine lieben Mediziner-Freunde gilt jedoch: Schnappt Euch ein gutes Sandwich, lest alles sehr genau durch und schaut Euch die Bilder gut an; so kann ich mich mal revanchieren für Eure Horrorgeschichten beim Essen ;-)
Tuberkulose. Das Zebu mit dieser Lunge hat zwischen all diesen Abszessen irgendwie noch atmen können!
Das folgende habe ich im modernsten Schlachthof des Landes erlebt. Geschlachtet wird nur in der Nacht und im Innern hats nur schummriges Licht, das gibt dem Ganzen schon mal von vornherein einen ziemlich spookigen Anstrich. Vor dem Schlachthof gibt es ein grosses Gehege, wo die Kühe versammelt werden und in die Box geschleust werden, wo sie getötet werden. Da es weniger Arbeit bedeutet, lassen sie hier immer zwei Tiere in die Box drängeln, wo sie dann mit einem Bolzenschuss erledigt werden. Ich weiss nicht, was im Kopf der einen Kuh vorgeht, wenn die andere nebendran zusammensackt... nervös schienen sie mir jedoch nicht. Dann werden die Tiere aus der Box gekippt und landen auf einem Haufen von etwa 10 anderen Kühen. Anstatt sie sofort aufzuhängen - dazu wäre ja eine minimale Synchronisation der Arbeitsschritte erforderlich - werden sie auf dem Boden liegend ausgeblutet, so dass sich das Blut über die anderen Kühe ergiesst; kein schöner Anblick. Dann wird eins nach dem anderen an die Schiene zur Schlachtstrasse gehängt und in den Schlachtraum geschleppt. Dort ist die Hygiene zum heulen! Irgendwie geht es einfach in Afrika nicht, auch nur einen minimalen Hygiene-Standard zu etablieren (ja, pauschal, ich weiss). Es wimmelt nur so von Leuten - auch typisch Afrika - obwohl es eigentlich nur 5-10 bräuchte für die ganze Arbeit.
Der Bluttisch. Lunge, Leber, Milz und Herz werden hier kontrolliert und dann werden mit einem gezielten Schnitt Haltegriffe ins Fleisch geschnitten. So kann man in jeder Hand mit vier Fingern vier Organe fassen und zum Verkauf abtransportieren; das wird alles gegessen. Am Ausgang. Was könnte dies wohl für ein Etablissement sein? Die Köpfe sind für Benj insofern wichtig, dass er das Alter der Tiere anhand der ausgetauschten Milchzähne schätzen kann. Hier werden aber auch Tiere geschlachtet, die so alt sind, dass ihnen alle Zähne schon ausgefallen sind...
Die Einrichtung ist auch völlig unbrauchbar. Es beginnt mit dem Boden. Dieser besteht aus hingepfuschtem Konglomerat-Beton, der alles andere als eben - geschweige denn glatt - ist. Es bilden sich riesige Blutlachen, und nur Benj und ich haben Stiefel. Die Schlachthofangestellten laufen in Flipflops rum. Das beste ist, es hat nur an zwei Orten fliessend Wasser. Dafür gibts in der Mitte einen grossen Wasserbottich, in dem alle ihre blutigen Messer und Hände waschen, ohne dass die Brühe auch nur einmal während der Nacht ausgetauscht würde. Dann gibt es den "Bluttisch", wo die Fleischkontrolleure arbeiten. Leber, Milz, Lungen und Herz werden auf einen Tisch gelegt, der voller Blut der vorherigen Charge ist, damit wir auch garantiert alle Kontaminationen übertragen. Der Fleischkontrolleur schneidet die Organe auf, und muss natürlich auch Abszesse aufschneiden, um zu sehen, wie es um das Fleisch steht. Mit dem gleichen Messer, über das vorher der Eiter quoll, schneidet er dann die nächste Leber auf und nach etwa zehn Viechern geht er sein Messer im Siffbottich waschen, horror! (Die Fleischkontrolleure verdienen übrigens auch relativ gut, 1.25 CHF pro Organ, dass sie - trotzdem - durchlassen.) Bei diesen Hygienebedingungen stört es kaum mehr, dass alle rauchen - dh. Fleisch berühren, Zigi berühren, Zigi in den Mund - im Gegenteil, es übertönt den etwas gewöhnungsbedürftigen Geruch. (Es gibt auch einen Lollipopverkäufer im Schlachthof!) Ihr versteht nun sehr gut, weshalb das Zauberwort in Restaurants hier "bien cuit" lautet! Dazu noch eine letzte Anekdote: Ich habe hier eine Gruppe von zwanzig Spaniern getroffen, alle so um die fünfzig - Midlifecrisis - die mit dem Töff rallymässig quer durch Mali gebrettert sind. Im Restaurant, in dem ich sie getroffen habe, bestellte der erste: "Steak, saignant!" so wie es sich für einen echten harten Burschen gehört. Da konnte natürlich keiner der anderen klein Beigeben; Gsundheit!

Donnerstag, 15. März 2007

Asfandian et Babai

Dies hier sind Asfandian ("Asfandschian") und Babai, zwei unserer Nachbarskinder. Die beiden kommen uns fast täglich besuchen und sind uns mittlerweile ans Herz gewachsen, obwohl sie je nach Tagesform irgendwo zwischen Sonnenschein und Terroristen anzusiedeln sind. (Wir müssen die Türe von unserem Haus eigentlich vor allem abschliessen, um Kinder auszusperren.)
Babai (Gollum?) am Karten spielen. -> Schlitzohr
Asfandian am "Kochen" auf unserer Veranda -> auch Schlitzohr
Den beiden gefällts sehr gut bei uns. Es gibt fast jeden Tag etwas neues zu entdecken: Am Anfang waren es die Schuhe, die Taschenlampen, Bücher (sie wussten nicht, wie man Seiten umblättert), Putzhandschuhe, Sackmesser, Fotoapparat, Händewaschen mit Seife, den Boden nass aufnehmen und unzählige weitere Sachen, die für uns total normal sind. Jetzt interessieren sie mehr die "exotischen" Sachen, die wir kochen, oder sie wollen einfach ein bisschen spielen. Für Europäer mag es auch ein bisschen erstaunlich sein, dass ihre Mütter - das sind zwei Schwestern, die zusammen wohnen - absolut keinen Stress damit haben, dass ihre Kleinen immer wieder im Haus von zwei weissen Endzwanzigern verschwinden, die Bier trinken, schon Schweinefleisch gegessen haben und mit Freundinnen zusammen leben ohne verheiratet zu sein. Also denkbar schlechter Einfluss; stellts Euch mal umgekehrt vor... Aber das einzige was wir ab und zu zu hören kriegen, ist, "Il faut les frapper!", falls sie mal wieder blöd tun, die Mütter haben also mehr Angst um uns als um ihre Kids ;-)
"Adama, donne moi le chocolat, un!“ (Ich heisse hier Adama Coulibaly)
Wir haben die Kinder wohl oder übel auch ein bisschen umerzogen. Das erste was wir dem Kleinen abgewöhnen mussten, war, dass er, wenn er etwas ausgefressen hatte, nicht seine Cousine dafür beschuldigen darf, um sie dann anschliessend demonstrativ zu verprügeln. Es ist extrem, wie geschlechtsspezifisch die Kinder hier erzogen werden. (Ich schliesse hier einfach mal vom Einzelfall aufs Generelle, was sich aber mehrfach bestätigt hat.) Babai ist ein wirbelwind, frech, an allem interessiert und immer am Grenzen austesten. Asfandian dagegen war ein Engel: Sie hat einem aufs Wort gehorcht, war immer ganz brav und hat nie aufgemuckt. Sobald sie was gemacht hat, das ein bisschen initiativ war, bekam sie von Babai was auf die Nuss . Nachdem wir ihm das – mindestens in unserer Gegenwart - abgewöhnt haben, ist sie aufgetaut wie nichts und steht ihm in Frechheit kaum etwas nach. Gefällt mir besser so. Was der Gleichberechtigung der zwei wahrscheinlich nicht wahnsinnig förderlich ist, ist dass sie der Ethnie der Peulh angehören. Die Peulh sind ursprünglich ein Volk von Kuhhirten, und in ihrer traditionellen Religion und Gesellschaft kommt zuerst der Mann, dann das Vieh, und dann die Frau.
Was auch auffällt, ist, wie oft die Kiddies hier krank sind. 1-2 mal pro Monat erwischt sie irgendwas. Der dreijährige der Nachbarin hat zum Beispiel was chronisches, der läuft sozusagen aus und hinterlässt schön regelmässige Sabberspuren auf dem Boden, so wie ein kleiner Odie. Die andere dreijährige, hat noch keinen so sicheren Stand und verliert immer fast das Gleichgewicht, wenn sie niesen muss, und ist darob immer völlig überrascht; supersüss! Seit die Kinder gesehen haben, wie man Taschentücher benutzt, und es sich dann gegenseitig beigebracht haben, bringen sie unsere Tissue-boxen durch wie im Flug. (Ich glaube, ich muss hier kurz anmerken, dass die Nachbarn für hiesige Verhältnisse reich sind. Sie haben ein Auto, können sich einen Arzt leisten und alle Kinder gehen zur Schule. Ich würde mir sonst schon mehr Sorgen machen um ihre Gesundheit. Aber die sind hier anders abgehärtet!)
Mehr Kultur! Die Jungs haben meistens zurechtgeschnittene Erwachsenenkleider. Es ist immer alles viel zu gross. Kommt der Homie-Style vielleicht davon ;-)
Asfandian am posen. Die Frisuren der Mädchen und Frauen sind obercool. Da setzt man sich einen ganzen Nachmittag hin und zaubert aus einem riesen Afro eine wunderschöne Zöpfchenfrisur. Jungs wird einfach regelmässig ne Platte rasiert.
Also die Beiden und ihre Geschwister sind eine echte Bereicherung für unser Leben hier. Ich werde sie vermissen, wenn ich zurückkehre. (Sie sind zwar eigentlich so dünn und klein, dass ich sie bequem in meine grosse Reisetasche quetschen könnte, hmm...)

Montag, 12. März 2007

Le Barrage de Manantali

Dies ist der Manantali Damm. Er staut hier im Niemandsland den Bafing zu einem Genfersee auf. Der Bafing ist einer der Hauptzuflüsse des Senegal.
Da ich durch eine Seminararbeit über solche Staudammprojekte in Afrika etwas vorbelastet bin, hat mich die Geschichte des Damms natürlich interessiert. Was jetzt kommt ist möglicherweise etwas trocken aber vielleicht ein kleines Lehrstück über Grossprojekte in Afrika und Entwicklungshilfe.
Als der Damm geplant wurde, waren dies die Ziele:
  • Stromproduktion für Mali, Mauretanien und Senegal.
  • Bewässerung von 3750 km2 Farmland.
  • Regulation des Wasserspiegels des Bafing und des Senegal, um die Flüsse dem Schiffsverkehr zu öffnen.
  • Ansiedlung einer Fischereiindustrie
  • Intensivierung der Zusammenarbeit der drei Länder.
Der Damm wurde in den 80ern von einem internationalen Entwicklungshilfe-Konsortium finanziert und vor allem mit deutscher Hilfe gebaut. Bei der Fertigstellung der Staumauer 1987 waren jedoch die 500 Mio $ verbaut und es blieb kein Geld übrig für das Kraftwerk, die Stromleitungen und das Bewässerungssystem. Es stand nun also ein immenser Damm in der Landschaft, der den Fluss aufstaute, 12'000 Leute zum Umzug gezwungen hatte, aber sonst nichts brachte. Ohne Stromproduktion konnten natürlich auch die Kredite nicht abbezahlt werden. Schlimmer, die jährlichen Fluten, auf die die kleinen Bauern angewiesen waren für ihre Ernte, fielen komplett aus. Dies führte zu Unruhen, brach alte Spannungen auf und löste fast einen Krieg aus. 70'000 Menschen flüchteten. Auch auf die Natur hatte der Damm natürlich einen erheblichen Einfluss. Das stehende Wasser war der ideale Nährboden für gewisse Krankheiten (v.a. Bilharziose), und die fehlenden Fluten führten zu einem Waldsterben flussabwärts. Ah ja, Schiffsverkehr gibt's bis heute nicht.
Satellitenbilder der Region von 1977 und 1999 (UNEP)
Zur Jahrtausendwende kam unter Beteiligung der Weltbank ein neues Finanzierungsprojekt zustande. Das Kraftwerk konnte gebaut werden (2003), die überland Hochspannungsleitungen nach Bamako und Dakar wurden etwas verzögert auch fertiggestellt. Die Bewässerungsinfrastruktur für etwa 1/3 der vorgesehenen Fläche steht und wird weiter ausgebaut. Soweit es die Elektrizitätsproduktion zulässt, werden in der Regenzeit die traditionellen Überflutungen durch öffnen der Schleusen simuliert. Es sieht so aus als würde das Projekt halbwegs die Kurve kriegen - zu den doppelten Kosten wohlgemerkt. Ich weiss selbst nicht so genau, was die Moral von der Geschichte ist, sie ist auf jeden Fall traurig, obwohl man jetzt noch wahrscheinlich das beste daraus macht. Da meine Zusammenfassung natürlich unvollständig ist, habe ich hier noch zwei Links: Manantali - an African Case Study (World Energy Council) Senegal River Case Study (ETH/EAWAG Seminararbeit) Wie ich Manantali als Touri erlebt habe.
Leider war das Fotografieren nicht erlaubt, weil - stellt Euch vor - ich hätte ja hochsensible Intel über Escher-Wyss Teile in die Schweiz schmuggeln können!
Was uns als erstes auffiel, war, dass es nach Manantali keine gescheite Strasse gibt. Wie baut man so ein Monster (1.4 km breit, 65 m hoch) mehr als 300 km von der nächsten brauchbaren Infrastruktur entfernt? Respekt! Wir hatten das Glück, dass wir eine sehr ausgiebige Führung durch das Kraftwerk machen konnten. Dass wir beide ein bisschen Technik begeistert sind, hat wohl auf den Ingenieur, der uns rumgeführt hat, abgefärbt. Er hat uns glaub wirklich alles gezeigt was es zu sehen gab, und alles bis ins Detail erklärt. Vielleicht half auch, dass nur alle paar Monate mal jemand für ne Führung vorbeikommt. Auffallend war, das alles sauber war, nichts geflickt und nichts gepfuscht - dies ist auch bei neueren Anlagen hier nicht selbstverständlich. Das beste war, dass eine der fünf Turbinen gerade in Revision war. Über Leitern und durch Schächte führte er uns zum grossen Ansaugtunnel der Turbine, 4 m Durchmesser! Dort konnten wir durch eine Luke reinkriechen. Irgendwie fühlt man in diesem Tunnel den Druck vom Stausee im Nacken... Ein fetter Strahler leuchtete den Tunnel aus, da dieser sich aber zu einer sich verjüngenden Spirale um die Turbine kringelt, ergibt sich eine spezielle, düstere Beleuchtung. Wir konnten bis zur Turbine vorgehen und uns das Teil von ganz nahe ansehen: Die grossen, verstellbaren Paddel der Kaplanturbine, die Edelstahllamellen, die den Wasserdurchfluss regeln und das bei einem Echo, wie ich es noch nie gehört habe, SO GEIL!

Donnerstag, 8. März 2007

La Réserve de Bafing - Makana

So, dieses Wochenende hatte ich, dank einem Tag Kompensation, Zeit, um in den Naturpark zu gehen, für den ich die schon erwähnte Karte gekauft hatte. Da ich über die erste Reise nicht viel geschrieben habe, werde ich Euch diesmal ordentlich zutexten!
La TOYOTA Land Cruiser Bevor ich jedoch mit dem Schwärmen anfange, erzähle ich noch etwas übers organisieren:
Es war nicht ganz einfach ein Auto zu mieten für diesen Ausflug. Sobald die Vermieter wissen, wohin man will, wollen sie einem Ihr Auto nicht mehr zur Verfügung stellen oder verdoppeln den Mietpreis, so schlecht sind die Strassen in dieser Region. Im nachhinein verstehe ich sie auch. Der armen Karre haben wir's ordentlich gegeben. Was wir zurückgebracht haben, lief noch auf 5 von 6 Zylindern, Klimaanlage futsch, die Dieselpumpe hatte zwischendurch ihren Geist aufgegeben und den Platten muss ich wohl kaum erwähnen.

Unser Auto: Vorher...

...und nachher. (Der hier fährt übrigens noch!)

Der Diesel von dieser Buschtankstelle war nicht ganz einwandfrei (echt?!), trotz des Siebes im Trichter, das die gröbsten Partikel aufgefangen hat. Das hat unserer Treibstoffpumpe und der Einspritzung ordentlich zu schaffen gemacht. Nach der langen Fahrt hatten wir auch endlich mal wieder Zeit für ne Zigi!
Nur zum sagen: Die Reise ging auch uns ein bisschen an die Substanz. Ich mag mich nicht erinnern in drei Tagen je so dreckig geworden zu sein, soviel Staub geschluckt zu haben und 18 Liter Wasser getrunken zu haben, pro Nase!
Nach einer Tagesreise über unbefestigte Strassen erreicht man den Staudamm von Manantali (über den ich auch noch was schreiben werde). Von dort aus führt eine gute Fahrspur in den Park. Tafelberge hoch und runter, teilweise dem Bafing-Fluss entlang, dann durch ein Tal voller Palmen. Es tauchen immer spannendere Felsformationen auf, so ein bisschen wie ein bewaldetes Monument Valley. Weiter geht's vorbei an malerischen Dörfchen, wie aus dem Bilderbuch, mit Rundhäuschen aus Lehm mit Strohdächern, umgeben von Bambuspalisaden, um sich von den wilden Tieren zu schützen, wunderschön!
Foré

Eindrücke von Fore: Das Haus des Lehrers

Mitten im Dorf.

Im zweiten Dorf auf dem Weg hielten wir dann an, um zu fragen, ob wir dort übernachten dürften. Wir wurden zum Dorfchef geführt, der "ungefähr 10, ich weiss nicht so genau" Frauen hat. Wir wurden ihm vorgestellt, erklärten den Zweck unserer Reise und überbrachten den Stapel Schulhefte und Stifte, die wir aus Bamako mitgebracht hatten. Der Chef berief den Älterenrat ein - ab 40 Jahren ist man hier dabei - und hielt mit ihnen einen etwa 30 minütigen Schwatz ab, an dessen Ende wir herzlich willkommen geheissen wurden: "Vous avez quitté votre maison, vous êtes arrivé à votre maison." Damit war jedoch noch nicht genug der Formalitäten. Wir mussten noch ins Nachbardorf und uns beim Kreischef vorstellen. Dieser war ein total relaxter Typ, der sich sehr darüber gefreut hat, dass wir sozusagen den Dienstweg gegangen waren. Er hat uns danach einen Freipass ausgestellt, das ganze Gebiet zu besuchen.
La Réserve

Jetzt konnte es losgehen. Mit einem Jäger aus dem Dorf gingen wir am späteren Nachmittag auf Tour. Ein bisschen komisch war mir schon, so zu Fuss unterwegs mit einem Jäger, der eine uralte Flinte dabei hatte - in einem Gebiet in dem es Löwen gibt! Wir haben eine sehr schöne lange Wanderung gemacht, über einen der Tafelberge, auf dem es von Affen (~Paviane) nur so gewimmelt hat. An einem Ort hat der Jäger in seine Holzpfeife geblasen und wir hörten, wie jemand darauf antwortete. Nach etwa 2 Minuten kam ein anderer Jäger mit einem Hund aus dem Dickicht. Die Beiden haben dann ein paar Höhlen im Berg nach Stachelschweinen abgesucht, hatten aber kein Glück - kein Wunder mit so Trampel-Touris im Anhang. Während dem Rückweg genossen wir den Sonnenuntergang und kamen im Schein des Vollmonds zurück ins Dorf, voll romantisch. In der Schweiz weiss man echt nicht mehr, wie hell der Mond sein kann!

Die Schule von Foré. Ein eckiges Lehmhaus mit Wellblechdach.

Anatomie als Grafity an der Wand

Wir übernachteten auf dem Vorplatz der Schule. Der Lehrer und seine Familie nahmen uns sehr freundlich bei Ihnen auf. So verbrachten wir einige Stunden bei Essen und Tee bei ihnen im Hof, zwischen Hühnern, unzähligen Bibeli und einer kleinen Ziege. Die Nacht war nicht ganz ruhig. Da Vollmond war, spielten die Esel verrückt und die Kinder spielten bis 3 Uhr morgens im Mondschein!
Am nächsten Tag fuhren wir tiefer in den Park, soweit, bis es mit dem Auto nicht mehr ging (das will was heissen bei nem Landcruiser). So stiessen wir bis ins Schimpansen-Territorium vor. Wir sahen Schimpansen-Nester und viele Fussspuren mit dem typisch abgespreizten Daumen/grossen Zeh, die Schimpansen selbst jedoch nicht. Dafür sahen wir wieder andere Affen und eine einfach wunderbare Landschaft, mit ihren Flussläufen, kleinen Bambuswäldern und Inselbergen.
Am Abend hiess es Abschied nehmen von Foré, seinen herzlichen Bewohnern und dem Bafing-Reservat. Es ging die schöne Strecke zurück nach Manantali, wo wir bei Sonnenuntergang eintrafen.
Danke Benj für die Fotos

Montag, 5. März 2007

La Pollution

Die Umweltverschmutzung ist ein Wahnsinnsproblem hier!
Bei uns gibt's keine Abfallentsorgung. Das heisst, jeder sammelt seinen Abfall - je höher der Lebensstandard, desto mehr - und verbrennt ihn von Zeit zu Zeit. Zu jedem Haus gehört also ein kleiner Müllhaufen, in dem die Tiere Nachts rumwühlen und den Müll verteilen, der Wind tut noch sein übriges dazu. Alle zwei bis drei Tage ist unser Garten wieder mit Plastiksäcken übersäht. Generell werden nicht mehr benutzbare Sachen nicht entsorgt oder rezykliert, sondern stehen gelassen. Da schätzt man wieder, was wir an unserem Entsorgungs- und Recycling-System haben! Was hingegen wunderbar funktioniert, ist die Grünabfuhr. Täglich, zu jeder Zeit. Nur das Grünzeugs vor die Türe werfen, kurze Zeit später ist es verschwunden. Vom effizienten Umgang mit der Nahrung können wir was lernen: Heute haben wir zum Beispiel ein Poulet von unserer Nachbarin bekommen. Es war nicht nur ein Bio-Poulet - es rannte zu lebzeiten die ganze Zeit frei vor unserem Haus rum - nein, es war ein eigentliches Recycling-Huhn, ernährt mit unserem Abfall.

Die Grünabfuhr.

Das Recycling-Huhn. Alle Poulets sehen hier so mitleiderregend dünn aus, es ist auch wirklich kaum etwas dran...

Die Sky-Line von Bamako über den Niger - im Smog.

Was über einen Blog nur sehr schwer zu vermitteln ist, ist die Luftqualität im Zentrum Bamakos. So etwas hatte ich noch nie erlebt, Madrid in den 80ern ist heilig dagegen. Man sieht die schlechte Luft! Die katastophal eingestellten, uralten Dieselmotoren der Wagen hier stossen Rauchfahnen aus, die jeder Feinstaubdiskussion bei uns spotten. Da Bamako in einem von Tafelbergen umgebenen Kessel liegt, kann die Luft tagelang hocken bleiben und immer schlimmer werden. Wenn man sich an gewissen Tagen nur eine Stunde im Zentrum aufhält, hat man am abend und am nächsten Tag Raucherhusten. Jetzt weiss ich wenigstens, wie sich das anfühlt ;-)

Freitag, 23. Februar 2007

Le Transport Public (en ville)

Le SOTRAMA
Im Stadtverkehr läuft alles über die grünen Minibusse (meistens Mercedes Lieferwagen oder Toyota Hiace). Die Lieferwagen werden standardmässig ausgebaut, indem Fensterlöcher - oft in Herzform - in die Wände geschnitten werden. Die Hintertüre wird zugeschweisst und die Seitentüre fällt nach einigen Monaten übermässigem Gebrauch von selbst raus. Eine schmale Holzbank wird entlang der Wände angebracht, so kriegt man am meisten Leute in den Laderaum, und zwar noch relativ bequem. Neben dem Fahrer gehört noch ein Schaffner zum Fahrpersonal. Dieser schreit permanent die Endstation durchs Türloch zu den Fussgängern hinaus und gibt dem Fahrer durch Klopfzeichen aufs Dach oder an die Karosserie bekannt, wann er anhalten muss, um Leute ein- oder auszuladen. Das System ist echt genial: Man muss kaum mehr als 1 bis 2 Minuten am Strassenrand warten, bis so ein Büsschen vorbeikommt. Und für die 20-Minütige Fahrt ins Stadtzentrum bezahlt man keine 40 Rappen. Schilder an der Strasse definieren die Tarifzonen: 10, 20, 30, 40 Rappen. Ein schönes Detail: Für ältere oder behinderte Menschen kommen die anderen Passagiere auf. Keine AHV-/IV-Preise oder -Renten, dafür Solidarität. Le Taxi
Für ungefähr den 10-fachen Preis kann man auch das Taxi nehmen. Dies sind oft ziemlich heruntergekommene, gelb bemalte Toyotas und Mercedes mit bis zu 450'000 km auf dem Tacho - sofern dieser überhaupt funktioniert. Teilweise erwischt man aber auch solche Mercedes-Perlen, wie das auf dem Bild. Ich habe mittlerweile eine ganze Sammlung Telefonnummern von schönen Taxis. Den Preis muss man jedes Mal vor der Fahrt verhandeln. Oft geht man dann als erstes an die Tankstelle, vor allem wenn man eine "längere" Fahrt machen will, wie z.B. die 12 km zum Flughafen. Und dann tankt der Taximan 2 Liter aufs Mal!! Das Maximum, das ich hier in Bamako an einer Tankstelle gesehen habe, war ein Minibus, der die Unmenge von 5 Litern in sich reinschlang. (Ihr solltet die Augen der Tankstellenwärter sehen, wenn man mit dem Mietwagen daherkommt und ganz locker das Wort "plein" fallen lässt, so mit Eastwood-Miene.) Taxifahrten sind immer sehr schöne Erlebnisse, weil man jedes Mal wieder jemanden kennen lernt; oder denkt ihr man könnte hier einfach schweigend neben dem Taximan sitzen? Eine kleinere Revolution im Individualverkehr haben hier die Chinesen ausgelöst. Es gibt je ein chinesisches Roller- und Töff-Modell, das nur ein Drittel des japanischen Konkurrenzproduktes kostet. Das hat dazu geführt das die Strassen voll mit diesen Töffli sind. (Lasst Euch durch den Markennamen nicht stören, dafür wurden sicher angemessene Lizenzgebühren bezahlt.)

Montag, 19. Februar 2007

Le Transport Public (longue distance)

Le Car
Der Langstreckenverkehr auf der geteerten Überlandstrasse in Mali basiert auf relativ modernen Reisecars. Die sind ziemlich gut im Schuss, und wenn man bei geöffneter Vordertür mit 80 durch die Landschaft braust, ist das sogar eine ziemlich angenehme Art zu reisen, und - neben dem Mietwagen - die luxuiöseste. Leider ist ein Bus, in dem alle Sitzplätze besetzt sind, nach afrikanischer Auffassung ein leerer Bus. Zwar wird an den Busbahnhöfen peinlich genau durchgezählt und die Passagiere werden einzeln mit Namen aufgerufen, um einzusteigen. Kaum verlässt der Bus jedoch den Busbahnhof, lässt der Chauffeur zusätzliche Leute einsteigen, die sich irgendwo noch reinquetschen, und kassiert dafür ab. Leider wollen auch die Polizisten mit abkassieren und halten den Bus an jedem Kontrollpunkt an, um eine Strafe für den überladenen Bus einzufordern. An diesen Kontrollpunkten haben sich richtige Zwischenverpflegungsindustrien gebildet. Kaum hält der Bus an, werden durch alle Fenster und Türen Esswaren feilgeboten. Leider sind diese Delikatessen aber überhaupt nicht geeignet, um im Bus verzehrt zu werden. Bei Maniok und Wasserwurzeln fällt mindestens so viel Abfall an, wie essbar ist. Dasselbe gilt für Schaffleisch am Knochen. Und weil man, wie zuhause, den Abfall einfach auf den Boden spuckt oder fallen lässt, füllt sich der Bus schön stetig mit Abfall auf, am Schluss kriegt man kaum noch einen Fuss auf den Boden. Stellt euch das Gemisch von süsslichem Verwesungsgeruch von Hammelfleisch gemischt mit Schweiss und Kompost nach 12 Stunden (Mopti-Bamako) bei bis zu 40°C in so einem Bus vor!
Le Taxi Brousse
Die eigentliche Attraktion sind aber die zahlreichen Busch-Taxis. Meistens sind das Peugot Pick-ups oder kleine Mercedes Büsschen. Garantiert immer überladen und altersschwach, aber mit viel Charme. Die meistern die ruppigsten Strecken und können alle möglichen Güter transportieren. Für Passagiere ist auch reichlich Platz. Hinten wird reingequetscht was geht, vier Leute können auf der hinteren Stossstange surfen und wenn das Dach nicht voll beladen ist, hat es dort auch noch reichlich Platz. Die beiden Sitze neben dem Fahrer kriegt man zum 1. Klasse Tarif. (Mit Barbara waren wir mal 29 in, um und auf so einem Minibus!)
Schafe und Ziegen lassen sich ideal auf dem Dachträger festzurren.
Leider ist es schwierig Fotos von den vorbeifahrenden Wagen zu machen. Ich hätte Euch gerne noch mehr gezeigt: Die zahlreichen Eselswagen, die man unter dem 3 x 3 m Stroh-Kubus kaum mehr sieht; Pferdekutschen von Marktfahrern; Autos, die auf einem halben Zylinder laufen und eher vom Rauch aus dem Auspuff angetrieben werden; mit Leuten heillos überfüllte Muldenkipper; oder als Kontrast die SUV-Karawane des Präsidenten mit seinem gelben Hummer II in der Mitte.

Mittwoch, 14. Februar 2007

Le Travail au Labo

Auf vielseitigen Wunsch schreibe ich mal ein bisschen über meine Arbeit hier am Laboratoire Central Vétérinaire. Wir produzieren also Impfstoffe gegen bakterielle Erkrankungen. Dazu züchten wir einfach abgeschwächte Bakterien mit denen dann Tiere geimpft werden. Die Keime sind so abgeschwächt, dass sie keine Krankheit mehr verursachen könne, aber trotzdem eine Immunreaktion hervorrufen, die das Tier immun macht gegen spätere Infektionen mit dem echten Erreger.

Gerne erspare ich Euch die genaue Prozedur und zeige ein paar Details aus der Arbeit: Gewisse Test führen wir mit Petrischalen aus, die ein Nährmedium enthalten, das mit Schafblut angereichert ist. In der Schweiz bestellt man diese Petrischalen fertig bei einer Firma; hier geht man erst mal auf die Weide und lässt so ein armes Schaf zur Ader. Zum Glück haben hier die Schafe kein dickes Fell, sonst würde ich nie im Leben eine Vene treffen! (Die Sani Ausbildung im Militär war also doch nicht ganz für die Katz.)

(Zur Schafherde hier gehören auch zwei Zebu-Kühe. Deren Mutter ist früh gestorben und da sie mit den Schafen aufgewachsen sind, denken sie jetzt glaub, sie seien Schafe... Die Herde spaziert regelmässig übers Laborgelände, ist noch süss.)

Dann züchten wir unsere Chäferli, zuerst in Petrischalen, dann in grösserem Massstab.

Zwischendurch checken wir immer wieder unter dem Mikroskop, ob es die richtigen sind, oder ob sich eine Kontamination eingeschlichen hat.

Die Segmente der Fäden, die man gerade noch so erkennen kann, sind einzelne Bakterien. (Das Foto habe ich mit dem Handy durch das Mikroskop aufgenommen, ist ne Leistung!)

Am Schluss lassen wir die Bakterien sich einkapseln, dadurch werden sie sehr widerstandsfähig und können gut aufbewahrt werden. Vor dem Abfüllen in die Impfflaschen wird noch eine ganze Reihe von Tests durchgeführt und die Konzentration wird mittels einer Verdünnungsreihe bestimmt.

Neben der Impfstoffproduktion gibt es hier noch einige Forschungslabors, unter anderem noch eine Entomologie-Abteilung. In einem Sicherheitsschrank hat es dort eine Sammlung von aufgespiesstem Kleingetier, welches irgendwelche Krankheiten auf Tiere übertragen kann: Tsetse Fliegen, Bremsen, Zecken... Die sind etwas grösser hier als bei uns!

Freitag, 2. Februar 2007

La Sécurité

Um zu illustrieren, wie sicher Mali ist, zeige ich Euch heute: "die Schlüsseldose". Die Schlüssel zu allen Labors werden nach Arbeitsende hier deponiert. Die Schlüsseldose steht frei zugänglich zentral auf dem Gelände. Zwei Wächter sind einen grossteil der Zeit in der Nähe und wenn sie auf ihren Rundgang gehen, verstecken sie sie hinter einer Ecke. Das System funktioniert einwandfrei. Obwohl hier in den Labors unermessliche Reichtümer gehortet werden, wie Computer, Kühlschränke, Klimaanlagen, Kompressoren, Ersatzteile für verschiedenste Maschinen, Stühle und viele andere Möbel, ist es hier noch zu keinem Diebstahl gekommen. So sicher ist Mali! Übrigens: ab 1. Februar besteht hier Anschnallpflicht auf den Vordersitzen. Die meisten Taxifahrer mussten deshalb in den letzten Tagen ihre Autos erstmal damit ausrüsten, was zu Panikkäufen auf dem Sicherheitsgurtenmarkt geführt hat!

Freitag, 26. Januar 2007

Institut National Géographique

Ich habe vor einen Nationalpark (Réserve de Bafing) zu besuchen, in dem es sogar noch Schimpansen geben soll. Das Gebiet ist etwas abgelegen, und die Informationen darüber sind leider spärlich. Zum Glück gibt es das Institut National Géographique, wo man gute Karten von Mali kaufen kann. Also bin ich dort vorbei. Die haben ganz Mali in Detailkarten im Massstab 1:200'000 vorliegen, und zwar alles digital! Man kommt also dorthin und sagt, an welchem Planquadrat man interessiert sei und die Karte wird umgehend ausgedruckt, echt cool! Es war natürlich so, dass das Gebiet, das mich interessierte, zwischen zwei Karten lag. (Dass man immer zwei Karten braucht, ist glaube ich so ein Naturgesetz, oder sonst ist es wahnsinnig geschickt eingefädelt von den Landkartenproduzenten ;-) Als ich aber die erste ausgedruckte Karte sah, stimmte da aber etwas nicht. Das wenige, was ich über das Gebiet wusste, war, dass es dort einen riesigen Stausee geben muss. Ihr ahnt es schon: Die Karte beruhte auf Luftaufnahmen von 1953! Auch die säuberlich vermerkte Abweichung des magnetischen Nordpols vom Geographischen für die Jahre bis 1963 fand ich besonders aufschlussreich. Das verrückte daran ist die Karten sind nicht einfach eingescannt. Als ich während dem Warten mit den Leuten gequatscht habe, erklärten sie mir, dass alles vektorisiert sei, was man auch super sieht an den Schriften und den Linien auf der Karte: alles hochqualitativ. Echt schade für die ganze Arbeit, die die Leute da reingesteckt haben... Auf den Bildern sind die Karte und das aktuelle Luftbild (von Google Earth) zu sehen. Der Ausschnitt ist ca 40 km breit. Irgendwie bereue ich es ein bisschen, dass ich die zweite Karte, die den nördlichen Teil des Sees zeigt, nicht auch ausgedruckt habe. Die Karten an sich sind sehr schön, mit Höhenlinien und detaillierten Schattierungen. Es wäre spannend gewesen den Vorher/Nachher-Vergleich zu machen.

Montag, 22. Januar 2007

La Bouffe

Vom Kulinarischen her hält es sich hier arg in Grenzen. Reis oder Hirse mit Sauce morgens, mittags und abends. Das ist die Standarddiät der Malier. Man isst hier zwar viel, aber halt eben nur Kohlenhydrate und Fett. Zum Essenserlebnis gehören auch ein Dutzend Fliegen, die man jedoch mit einem Ventilator gut vertreiben kann. Wegen den Insekten bekommen auch Bierdeckel ihre wörtliche Bedeutung, nämlich um das Glas zwischen den Schlücken abzudecken.
(Auf den Fotos is zu beachten ist, dass ich die doppelte Portion Fleischstücke bekomme; wobei Knochenstücke mit Fleisch eher zutrifft. Es ist das, was rauskommt, wenn man - vor dem Entbeinen - mit einem Beil auf dem Viech rumhackt bis die Stücke eben die richtige Grösse haben. Ich hab mal zugeschaut - mit Sicherheitsabstand, um nicht vollgespritzt zu werden. Das traurige ist, es sind oft zerhackte Filet- oder Entrecôtestücke, die in der Sauce verkocht werden.) Zum Glück bin ich hier voll reich, das heisst ich kann mir ein gutes Frühstück mit Honigbrot leisten und sonst gibt's Fritten, Gemüse, gebratene Bananen, Fleisch und sehr guten Fisch aus dem Niger, hah! Dazu frisch gepresste Säfte oder Cola aus der legendären 3 dl Mehrweg-Glasflasche. Aber das beste an allem ist, ich habe mir einen Lebenstraum erfüllt: Ich habe einen Privatkoch!!! (Kommt auf meiner Wunschliste gleich nach dem Privat-Metzger ;-) ) Dazu ist die Auswahl an Restaurants in Bamako ziemlich gross: libanesisch, senegalesisch, französisch, chinesisch... Es gibt sogar einen Supermarkt in dem es Parmaschinken, Käse und sonstige dekadente Luxusprodukte gibt!

Mittwoch, 10. Januar 2007