Donnerstag, 15. März 2007

Asfandian et Babai

Dies hier sind Asfandian ("Asfandschian") und Babai, zwei unserer Nachbarskinder. Die beiden kommen uns fast täglich besuchen und sind uns mittlerweile ans Herz gewachsen, obwohl sie je nach Tagesform irgendwo zwischen Sonnenschein und Terroristen anzusiedeln sind. (Wir müssen die Türe von unserem Haus eigentlich vor allem abschliessen, um Kinder auszusperren.)
Babai (Gollum?) am Karten spielen. -> Schlitzohr
Asfandian am "Kochen" auf unserer Veranda -> auch Schlitzohr
Den beiden gefällts sehr gut bei uns. Es gibt fast jeden Tag etwas neues zu entdecken: Am Anfang waren es die Schuhe, die Taschenlampen, Bücher (sie wussten nicht, wie man Seiten umblättert), Putzhandschuhe, Sackmesser, Fotoapparat, Händewaschen mit Seife, den Boden nass aufnehmen und unzählige weitere Sachen, die für uns total normal sind. Jetzt interessieren sie mehr die "exotischen" Sachen, die wir kochen, oder sie wollen einfach ein bisschen spielen. Für Europäer mag es auch ein bisschen erstaunlich sein, dass ihre Mütter - das sind zwei Schwestern, die zusammen wohnen - absolut keinen Stress damit haben, dass ihre Kleinen immer wieder im Haus von zwei weissen Endzwanzigern verschwinden, die Bier trinken, schon Schweinefleisch gegessen haben und mit Freundinnen zusammen leben ohne verheiratet zu sein. Also denkbar schlechter Einfluss; stellts Euch mal umgekehrt vor... Aber das einzige was wir ab und zu zu hören kriegen, ist, "Il faut les frapper!", falls sie mal wieder blöd tun, die Mütter haben also mehr Angst um uns als um ihre Kids ;-)
"Adama, donne moi le chocolat, un!“ (Ich heisse hier Adama Coulibaly)
Wir haben die Kinder wohl oder übel auch ein bisschen umerzogen. Das erste was wir dem Kleinen abgewöhnen mussten, war, dass er, wenn er etwas ausgefressen hatte, nicht seine Cousine dafür beschuldigen darf, um sie dann anschliessend demonstrativ zu verprügeln. Es ist extrem, wie geschlechtsspezifisch die Kinder hier erzogen werden. (Ich schliesse hier einfach mal vom Einzelfall aufs Generelle, was sich aber mehrfach bestätigt hat.) Babai ist ein wirbelwind, frech, an allem interessiert und immer am Grenzen austesten. Asfandian dagegen war ein Engel: Sie hat einem aufs Wort gehorcht, war immer ganz brav und hat nie aufgemuckt. Sobald sie was gemacht hat, das ein bisschen initiativ war, bekam sie von Babai was auf die Nuss . Nachdem wir ihm das – mindestens in unserer Gegenwart - abgewöhnt haben, ist sie aufgetaut wie nichts und steht ihm in Frechheit kaum etwas nach. Gefällt mir besser so. Was der Gleichberechtigung der zwei wahrscheinlich nicht wahnsinnig förderlich ist, ist dass sie der Ethnie der Peulh angehören. Die Peulh sind ursprünglich ein Volk von Kuhhirten, und in ihrer traditionellen Religion und Gesellschaft kommt zuerst der Mann, dann das Vieh, und dann die Frau.
Was auch auffällt, ist, wie oft die Kiddies hier krank sind. 1-2 mal pro Monat erwischt sie irgendwas. Der dreijährige der Nachbarin hat zum Beispiel was chronisches, der läuft sozusagen aus und hinterlässt schön regelmässige Sabberspuren auf dem Boden, so wie ein kleiner Odie. Die andere dreijährige, hat noch keinen so sicheren Stand und verliert immer fast das Gleichgewicht, wenn sie niesen muss, und ist darob immer völlig überrascht; supersüss! Seit die Kinder gesehen haben, wie man Taschentücher benutzt, und es sich dann gegenseitig beigebracht haben, bringen sie unsere Tissue-boxen durch wie im Flug. (Ich glaube, ich muss hier kurz anmerken, dass die Nachbarn für hiesige Verhältnisse reich sind. Sie haben ein Auto, können sich einen Arzt leisten und alle Kinder gehen zur Schule. Ich würde mir sonst schon mehr Sorgen machen um ihre Gesundheit. Aber die sind hier anders abgehärtet!)
Mehr Kultur! Die Jungs haben meistens zurechtgeschnittene Erwachsenenkleider. Es ist immer alles viel zu gross. Kommt der Homie-Style vielleicht davon ;-)
Asfandian am posen. Die Frisuren der Mädchen und Frauen sind obercool. Da setzt man sich einen ganzen Nachmittag hin und zaubert aus einem riesen Afro eine wunderschöne Zöpfchenfrisur. Jungs wird einfach regelmässig ne Platte rasiert.
Also die Beiden und ihre Geschwister sind eine echte Bereicherung für unser Leben hier. Ich werde sie vermissen, wenn ich zurückkehre. (Sie sind zwar eigentlich so dünn und klein, dass ich sie bequem in meine grosse Reisetasche quetschen könnte, hmm...)

2 Kommentare:

Lars hat gesagt…

Hoi Alvar

wieder mal eine ganz vorzügliche Story über Dein Leben im fernen Afrika. Ich finde es toll, dass Du Dir die Mühe machst und einen Blogg pflegst. Fast jeden Tag klicke ich auf Deinen Blogg in meinen Favoriten und hoffe auf einen neuen Eintrag. Weiter so!

Gruss, Lars

PS: Die Reihenfolge "Mann-Vieh-Frau" ist doch auch bei uns Usus oder habe ich da was falsch verstanden ;)

Barbara hat gesagt…

Bring de Babai hei...