Der heutige Beitrag ist etwas hardcore. Benj, der Tierarzt, der mit mir zusammen hier Zivildienst macht, arbeitet auf Tuberkulose und geht dafür in den Schlachthof, um Proben zu sammeln. Am Freitag bin ich mal mitgegangen. Es war ekelerregend und faszinierend zugleich. Ich habe so darüber geschrieben, wie über andere Themen, dieser Bericht sprengt nun aber die Grenzen des guten Geschmacks. Bitte überlegt es Euch gut, ob ihr weiterlesen wollt. Die Bilder habe ich insofern zensiert, dass sie nur über Links abrufbar sind. Sie sind wirklich recht eklig.
Für meine lieben Mediziner-Freunde gilt jedoch: Schnappt Euch ein gutes Sandwich, lest alles sehr genau durch und schaut Euch die Bilder gut an; so kann ich mich mal revanchieren für Eure Horrorgeschichten beim Essen ;-)
Das folgende habe ich im modernsten Schlachthof des Landes erlebt. Geschlachtet wird nur in der Nacht und im Innern hats nur schummriges Licht, das gibt dem Ganzen schon mal von vornherein einen ziemlich spookigen Anstrich. Vor dem Schlachthof gibt es ein grosses Gehege, wo die Kühe versammelt werden und in die Box geschleust werden, wo sie getötet werden. Da es weniger Arbeit bedeutet, lassen sie hier immer zwei Tiere in die Box drängeln, wo sie dann mit einem Bolzenschuss erledigt werden. Ich weiss nicht, was im Kopf der einen Kuh vorgeht, wenn die andere nebendran zusammensackt... nervös schienen sie mir jedoch nicht. Dann werden die Tiere aus der Box gekippt und landen auf einem Haufen von etwa 10 anderen Kühen. Anstatt sie sofort aufzuhängen - dazu wäre ja eine minimale Synchronisation der Arbeitsschritte erforderlich - werden sie auf dem Boden liegend ausgeblutet, so dass sich das Blut über die anderen Kühe ergiesst; kein schöner Anblick. Dann wird eins nach dem anderen an die Schiene zur Schlachtstrasse gehängt und in den Schlachtraum geschleppt.
Dort ist die Hygiene zum heulen! Irgendwie geht es einfach in Afrika nicht, auch nur einen minimalen Hygiene-Standard zu etablieren (ja, pauschal, ich weiss). Es wimmelt nur so von Leuten - auch typisch Afrika - obwohl es eigentlich nur 5-10 bräuchte für die ganze Arbeit.
Lunge, Leber, Milz und Herz werden hier kontrolliert und dann werden mit einem gezielten Schnitt Haltegriffe ins Fleisch geschnitten. So kann man in jeder Hand mit vier Fingern vier Organe fassen und zum Verkauf abtransportieren; das wird alles gegessen.
Was könnte dies wohl für ein Etablissement sein?
Die Köpfe sind für Benj insofern wichtig, dass er das Alter der Tiere anhand der ausgetauschten Milchzähne schätzen kann. Hier werden aber auch Tiere geschlachtet, die so alt sind, dass ihnen alle Zähne schon ausgefallen sind...
Die Einrichtung ist auch völlig unbrauchbar. Es beginnt mit dem Boden. Dieser besteht aus hingepfuschtem Konglomerat-Beton, der alles andere als eben - geschweige denn glatt - ist. Es bilden sich riesige Blutlachen, und nur Benj und ich haben Stiefel. Die Schlachthofangestellten laufen in Flipflops rum. Das beste ist, es hat nur an zwei Orten fliessend Wasser. Dafür gibts in der Mitte einen grossen Wasserbottich, in dem alle ihre blutigen Messer und Hände waschen, ohne dass die Brühe auch nur einmal während der Nacht ausgetauscht würde.
Dann gibt es den "Bluttisch", wo die Fleischkontrolleure arbeiten. Leber, Milz, Lungen und Herz werden auf einen Tisch gelegt, der voller Blut der vorherigen Charge ist, damit wir auch garantiert alle Kontaminationen übertragen. Der Fleischkontrolleur schneidet die Organe auf, und muss natürlich auch Abszesse aufschneiden, um zu sehen, wie es um das Fleisch steht. Mit dem gleichen Messer, über das vorher der Eiter quoll, schneidet er dann die nächste Leber auf und nach etwa zehn Viechern geht er sein Messer im Siffbottich waschen, horror! (Die Fleischkontrolleure verdienen übrigens auch relativ gut, 1.25 CHF pro Organ, dass sie - trotzdem - durchlassen.) Bei diesen Hygienebedingungen stört es kaum mehr, dass alle rauchen - dh. Fleisch berühren, Zigi berühren, Zigi in den Mund - im Gegenteil, es übertönt den etwas gewöhnungsbedürftigen Geruch. (Es gibt auch einen Lollipopverkäufer im Schlachthof!)
Ihr versteht nun sehr gut, weshalb das Zauberwort in Restaurants hier "bien cuit" lautet!
Dazu noch eine letzte Anekdote: Ich habe hier eine Gruppe von zwanzig Spaniern getroffen, alle so um die fünfzig - Midlifecrisis - die mit dem Töff rallymässig quer durch Mali gebrettert sind. Im Restaurant, in dem ich sie getroffen habe, bestellte der erste: "Steak, saignant!" so wie es sich für einen echten harten Burschen gehört. Da konnte natürlich keiner der anderen klein Beigeben; Gsundheit!
Montag, 19. März 2007
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