Mittwoch, 27. Dezember 2006

Le Jardin Biologique

An Weihnachten war ich im Zoo von Bamako. Das war ziemlich freaky! Auf der einen Seite gibt‘s ein paar weitläufige Anlagen, wo sich Esel, Kamele, Ziegen, Strausse, Warzenschweine und einige Gazellen tummeln. Denen geht‘s eigentlich gut. Von den Zebras ist irgendwie nicht viel übrig, ausser 11 Skelette… (Allgemein fehlen ein paar Tiere verglichen mit dem Plakat) Die meisten anderen Tiere sind in Einzelhaft ausgestellt. Und zwar dort wo es gerade Platz hat. So ist zum Beispiel ein armer Schimpanse neben den Marabus untergebracht, die anderen beiden bei den Hyänen. Dort gibt‘s fünf gleiche Käfige, die schön abwechslungsweise mit Hyänen und Schimpansen besetzt sind. Ah, die Löwen, die haben es eigentlich gut in ihrem sehr weitläufigen Gehege. Es hat auch etwas schlaraffenlandmässiges: Der Boden ist übersät mit Körperteilen von Eseln. Haufenweise Schädel, die meisten sauber abgenagt neben einigen noch vollständigen, Berge von Rippen und ein Gerüchlein das ab und zu vorbeiweht, uiuiui… Zuletzt haben sie noch den Manati (oder Dugong), der hier mal lebte in einem Glaskasten ausgestellt, irgendwo zwischen verwest und mumifiziert. Für den, der Appetit hat, hat es dann am Ausgang noch ein kleines Restaurant. Infos: Jardin Biologique de Bamako. Eintritt: 12.5 Rappen. Ganzjährig tagsüber geöffnet. (Bild: Le Manati, Trichechus senegalensis mummificatus)

Dienstag, 19. Dezember 2006

Le thé et le mouton

Am Freitag abend hat mich Adama Fané zum Tee und Nachtessen eingeladen. Er ist hier Group Leader und so um die 40. Er brachte mich in ein verstaubtes Quartier neben einem grossen Mark, mit unfertigen Häusern und vielen farbig gekleideten Menschen. Dort sind wir in einer Nebengasse an den Strassenrand gesessen - als Gast bekommt man hier immer den besten Stuhl - und haben Tee getrunken. Der Tee hier hat‘s übrigens ziemlich in sich!! 50–100 g Zucker und ein Zündholzschachtel grosser Block gepresster Tee kommen zu etwa 2 dl Wasser und werden 30–45 Minuten lang mit ganz viel Hingabe gekocht. Am Schluss gibt es für jeden ein Gläschen (~ espresso portion) mit dick-grünem Inhalt und Schaum obendrauf. Sie hatten herzigerweise nur ein Glas für die fünf Leute, die wir waren, deshalb tranken wir abwechslungsweise. Und das Gebräu fährt ein! Nach 2 min spürt man‘s Kopf, schlafen kann man danach vergessen. Als ich das zweite Glas ablehnen wollte, haben die mich dann ein bisschen ausgelacht, sie wussten schon, dass ich Bleichi das nicht vertrage. Danach, d.h. nach ca. 1.5 h, sind wir noch in eine Rôtisserie: ein Lehmhüttli mit zwei Bänken drin. Dort gab‘s gebratenes Lamm aus Zeitungspapier. Man isst mit der Hand (nur die rechte benutzen, bitte!) und reibt die einzelnen Stücke je nach Geschmack mit etwas Salz, Curry oder Senf ein. Ist ne ziemlich kleckerige Angelegenheit, aber super-gut! Also macht Euch keine Sorgen um meine Ernährung, hier gibts Fleisch bis zum Abwinken und die Mineralien krieg ich durch den Sand im Reis rein!

Montag, 18. Dezember 2006

Le labo et la case de passage

Das Laboratoire Central Vétérinaire liegt etwa 8 km vom Stadtzentrum entfernt an einer geteerten Ausfallstrasse. Es besteht aus vier grossen, einstöckigen Flachdachgebäuden, die vor etwa 30 Jahren von den Amerikanern (USAID) gebaut wurden. Die Infrastruktur ist super. Viele Räume haben AC, es gibt überall fliessend Wasser und sehr viele Apparate funktionieren. (Bild: CTU live satellite feed: 12° 39' 56'' N 7° 55' 01'' W. Laboratiore Central Vétérinaire, Bamako, Mali with tactical schematics)
Etwas hinter dem Gelände ist mein Häuschen. Haltet Euch fest: AC, Heisswasserboiler, Kühlschrank, Gasherd und ein WC (das nun sogar funktioniert!) Es ist einfach alles ziemlich dreckig. Deshalb hab ich mir Putzzeug zusammengekauft und hab mich voller Elan daran gemacht ein blitzblankes Schweizer Häuschen daraus zu machen. Das Problem ist, auch nach dem dritten Durchgang beim feucht (eher nass) aufnehmen ist das Waschwasser immer noch so trüb, dass man es verdünnen müsste um die OD zu messen. Da keines der Lamellenfenster intakt ist, bläst mir der Harmattan auch immer wieder Staub rein. Das vertrocknete Gärtchen vor dem Haus, mit zwei schönen Bäumen, scheissen mir die Ziegen und Schafe voll, die hier rumhängen. Sisiphos lässt grüssen! (nach neuer Interpretation soll er ja glücklich sein…) Ich bin aber sehr zufrieden mit meinem Häuschen, die Schmutztoleranz stellt sich auch relativ bald ein.
(Bild: Der Müll der verteilt in meinem Garten lag)
Links und rechts habe ich ganz nette Nachbarn. Ich kriege aber noch nicht ganz auf die Reihe, wer alles da wohnt. Es ist alles voller Kinder und es kommen immer wieder Leute, die mir herzlich hallo sagen und im Häuschen nebendran verschwinden, und noch mehr und dann noch ein Mofa mit zwei Leuten; also nicht abzählbar. Die Kinder sind aber supersüss. Der erste hat mal aus Mutprobe meine Terrasse berührt und ist dann ganz schnell wieder weggerannt. Dann ist er mit einem Freund gekommen und hat mir beim putzen ein bisschen zugekuckt. Am Schluss rannten vier Kinder in meiner Wohnung rum, haben mit grossen Augen vieles angeschaut, ziemlich viel an mir rumgetatscht und ein bisschen gespielt. Der Kleinste hatte nur ein zu kurzes T-Shirt an und rannte die ganze Zeit mit hohlem Kreuz in der Gegend rum, déjà vu!

L'Arrivée

Hallo erstmal. Ich hatte eine ziemlich relaxte Reise. Zuerst habe ich mit meiner Mutter und meiner Schwester im l’Entrecôte am HB Zürich noch die letzte Stärkung zu mir genommen und dann ging’s los nach Genf. Die Fahrt war schön, so mit Sicht auf die verschneiten Berner und Walliser Alpen in der Abendsonne, echt um das Rückfahrt-Billett aus dem Fenster zu werfen. Der Flug nach Casablanca war auch easy. Auf dem Casa – Bamako Flug begann aber das Afrika-Feeling. Volles Flugzeug, vier Weisse. Es verging eine geschlagene Stunde bis alle ihr Gepäck verstaut hatten und sich gesetzt, und wieder aufgestanden, und ein bisschen gequatscht, und wieder gesetzt, und gemerkt, dass da nun ein anderer auf ihrem Platz sass, und diskutiert, und den richtigen Platz gefunden usw. hatten. Ich hatte einen Fensterplatz. In meiner Reihe sass schon einer, dem ich höflich erklärte ich müsse ans Fenster. Der kuckt mich nicht mal an, sondern macht einfach ne abweisende Handbewegung. Ich wollte grad ein bisschen härter ran, als ein Flight Attendant mir sagte: „In drei minuten iss er fertig..:“. Da checkte ich endlich, dass der andere am beten war. Nach ~ 4 min war er auch zurück aus seiner Trance und hat mir ganz freundlich Platz gemacht. Das war also mein erstes kulturelles Fettnäpfchen.
Der Flughafen von Bamako besteht aus zwei Häusern: Abflug und Ankunft. Innerhalb von 20 Metern drängen sich Passkontrolle, Gepäckband und ein Monster Röntgengerät, durch das man das Gepäck durchlässt. Ja, richtig, um ja nichts aus dem Flughafen rauszuschmuggeln!? Diesen Parcours absolvierte ich in ca. 45 min. Das Anstehen war ein Spürchen chaotisch, weil Leute teilweise kurz ihren Koffer holten, dann wieder an Passkontrolle drängten, Verwandte auch kurz rüberkamen, usw. Zum Glück hat mich Bassirou am Flughafen abgeholt, es war immerhin halb vier Uhr morgens (aber angenehm kühl). Um vier hatten wir mein Nachtquartier erreicht und ich schlief zum Lautsprechergequäke des Muezzin freidlich ein.