Freitag, 23. Februar 2007

Le Transport Public (en ville)

Le SOTRAMA
Im Stadtverkehr läuft alles über die grünen Minibusse (meistens Mercedes Lieferwagen oder Toyota Hiace). Die Lieferwagen werden standardmässig ausgebaut, indem Fensterlöcher - oft in Herzform - in die Wände geschnitten werden. Die Hintertüre wird zugeschweisst und die Seitentüre fällt nach einigen Monaten übermässigem Gebrauch von selbst raus. Eine schmale Holzbank wird entlang der Wände angebracht, so kriegt man am meisten Leute in den Laderaum, und zwar noch relativ bequem. Neben dem Fahrer gehört noch ein Schaffner zum Fahrpersonal. Dieser schreit permanent die Endstation durchs Türloch zu den Fussgängern hinaus und gibt dem Fahrer durch Klopfzeichen aufs Dach oder an die Karosserie bekannt, wann er anhalten muss, um Leute ein- oder auszuladen. Das System ist echt genial: Man muss kaum mehr als 1 bis 2 Minuten am Strassenrand warten, bis so ein Büsschen vorbeikommt. Und für die 20-Minütige Fahrt ins Stadtzentrum bezahlt man keine 40 Rappen. Schilder an der Strasse definieren die Tarifzonen: 10, 20, 30, 40 Rappen. Ein schönes Detail: Für ältere oder behinderte Menschen kommen die anderen Passagiere auf. Keine AHV-/IV-Preise oder -Renten, dafür Solidarität. Le Taxi
Für ungefähr den 10-fachen Preis kann man auch das Taxi nehmen. Dies sind oft ziemlich heruntergekommene, gelb bemalte Toyotas und Mercedes mit bis zu 450'000 km auf dem Tacho - sofern dieser überhaupt funktioniert. Teilweise erwischt man aber auch solche Mercedes-Perlen, wie das auf dem Bild. Ich habe mittlerweile eine ganze Sammlung Telefonnummern von schönen Taxis. Den Preis muss man jedes Mal vor der Fahrt verhandeln. Oft geht man dann als erstes an die Tankstelle, vor allem wenn man eine "längere" Fahrt machen will, wie z.B. die 12 km zum Flughafen. Und dann tankt der Taximan 2 Liter aufs Mal!! Das Maximum, das ich hier in Bamako an einer Tankstelle gesehen habe, war ein Minibus, der die Unmenge von 5 Litern in sich reinschlang. (Ihr solltet die Augen der Tankstellenwärter sehen, wenn man mit dem Mietwagen daherkommt und ganz locker das Wort "plein" fallen lässt, so mit Eastwood-Miene.) Taxifahrten sind immer sehr schöne Erlebnisse, weil man jedes Mal wieder jemanden kennen lernt; oder denkt ihr man könnte hier einfach schweigend neben dem Taximan sitzen? Eine kleinere Revolution im Individualverkehr haben hier die Chinesen ausgelöst. Es gibt je ein chinesisches Roller- und Töff-Modell, das nur ein Drittel des japanischen Konkurrenzproduktes kostet. Das hat dazu geführt das die Strassen voll mit diesen Töffli sind. (Lasst Euch durch den Markennamen nicht stören, dafür wurden sicher angemessene Lizenzgebühren bezahlt.)

Montag, 19. Februar 2007

Le Transport Public (longue distance)

Le Car
Der Langstreckenverkehr auf der geteerten Überlandstrasse in Mali basiert auf relativ modernen Reisecars. Die sind ziemlich gut im Schuss, und wenn man bei geöffneter Vordertür mit 80 durch die Landschaft braust, ist das sogar eine ziemlich angenehme Art zu reisen, und - neben dem Mietwagen - die luxuiöseste. Leider ist ein Bus, in dem alle Sitzplätze besetzt sind, nach afrikanischer Auffassung ein leerer Bus. Zwar wird an den Busbahnhöfen peinlich genau durchgezählt und die Passagiere werden einzeln mit Namen aufgerufen, um einzusteigen. Kaum verlässt der Bus jedoch den Busbahnhof, lässt der Chauffeur zusätzliche Leute einsteigen, die sich irgendwo noch reinquetschen, und kassiert dafür ab. Leider wollen auch die Polizisten mit abkassieren und halten den Bus an jedem Kontrollpunkt an, um eine Strafe für den überladenen Bus einzufordern. An diesen Kontrollpunkten haben sich richtige Zwischenverpflegungsindustrien gebildet. Kaum hält der Bus an, werden durch alle Fenster und Türen Esswaren feilgeboten. Leider sind diese Delikatessen aber überhaupt nicht geeignet, um im Bus verzehrt zu werden. Bei Maniok und Wasserwurzeln fällt mindestens so viel Abfall an, wie essbar ist. Dasselbe gilt für Schaffleisch am Knochen. Und weil man, wie zuhause, den Abfall einfach auf den Boden spuckt oder fallen lässt, füllt sich der Bus schön stetig mit Abfall auf, am Schluss kriegt man kaum noch einen Fuss auf den Boden. Stellt euch das Gemisch von süsslichem Verwesungsgeruch von Hammelfleisch gemischt mit Schweiss und Kompost nach 12 Stunden (Mopti-Bamako) bei bis zu 40°C in so einem Bus vor!
Le Taxi Brousse
Die eigentliche Attraktion sind aber die zahlreichen Busch-Taxis. Meistens sind das Peugot Pick-ups oder kleine Mercedes Büsschen. Garantiert immer überladen und altersschwach, aber mit viel Charme. Die meistern die ruppigsten Strecken und können alle möglichen Güter transportieren. Für Passagiere ist auch reichlich Platz. Hinten wird reingequetscht was geht, vier Leute können auf der hinteren Stossstange surfen und wenn das Dach nicht voll beladen ist, hat es dort auch noch reichlich Platz. Die beiden Sitze neben dem Fahrer kriegt man zum 1. Klasse Tarif. (Mit Barbara waren wir mal 29 in, um und auf so einem Minibus!)
Schafe und Ziegen lassen sich ideal auf dem Dachträger festzurren.
Leider ist es schwierig Fotos von den vorbeifahrenden Wagen zu machen. Ich hätte Euch gerne noch mehr gezeigt: Die zahlreichen Eselswagen, die man unter dem 3 x 3 m Stroh-Kubus kaum mehr sieht; Pferdekutschen von Marktfahrern; Autos, die auf einem halben Zylinder laufen und eher vom Rauch aus dem Auspuff angetrieben werden; mit Leuten heillos überfüllte Muldenkipper; oder als Kontrast die SUV-Karawane des Präsidenten mit seinem gelben Hummer II in der Mitte.

Mittwoch, 14. Februar 2007

Le Travail au Labo

Auf vielseitigen Wunsch schreibe ich mal ein bisschen über meine Arbeit hier am Laboratoire Central Vétérinaire. Wir produzieren also Impfstoffe gegen bakterielle Erkrankungen. Dazu züchten wir einfach abgeschwächte Bakterien mit denen dann Tiere geimpft werden. Die Keime sind so abgeschwächt, dass sie keine Krankheit mehr verursachen könne, aber trotzdem eine Immunreaktion hervorrufen, die das Tier immun macht gegen spätere Infektionen mit dem echten Erreger.

Gerne erspare ich Euch die genaue Prozedur und zeige ein paar Details aus der Arbeit: Gewisse Test führen wir mit Petrischalen aus, die ein Nährmedium enthalten, das mit Schafblut angereichert ist. In der Schweiz bestellt man diese Petrischalen fertig bei einer Firma; hier geht man erst mal auf die Weide und lässt so ein armes Schaf zur Ader. Zum Glück haben hier die Schafe kein dickes Fell, sonst würde ich nie im Leben eine Vene treffen! (Die Sani Ausbildung im Militär war also doch nicht ganz für die Katz.)

(Zur Schafherde hier gehören auch zwei Zebu-Kühe. Deren Mutter ist früh gestorben und da sie mit den Schafen aufgewachsen sind, denken sie jetzt glaub, sie seien Schafe... Die Herde spaziert regelmässig übers Laborgelände, ist noch süss.)

Dann züchten wir unsere Chäferli, zuerst in Petrischalen, dann in grösserem Massstab.

Zwischendurch checken wir immer wieder unter dem Mikroskop, ob es die richtigen sind, oder ob sich eine Kontamination eingeschlichen hat.

Die Segmente der Fäden, die man gerade noch so erkennen kann, sind einzelne Bakterien. (Das Foto habe ich mit dem Handy durch das Mikroskop aufgenommen, ist ne Leistung!)

Am Schluss lassen wir die Bakterien sich einkapseln, dadurch werden sie sehr widerstandsfähig und können gut aufbewahrt werden. Vor dem Abfüllen in die Impfflaschen wird noch eine ganze Reihe von Tests durchgeführt und die Konzentration wird mittels einer Verdünnungsreihe bestimmt.

Neben der Impfstoffproduktion gibt es hier noch einige Forschungslabors, unter anderem noch eine Entomologie-Abteilung. In einem Sicherheitsschrank hat es dort eine Sammlung von aufgespiesstem Kleingetier, welches irgendwelche Krankheiten auf Tiere übertragen kann: Tsetse Fliegen, Bremsen, Zecken... Die sind etwas grösser hier als bei uns!

Freitag, 2. Februar 2007

La Sécurité

Um zu illustrieren, wie sicher Mali ist, zeige ich Euch heute: "die Schlüsseldose". Die Schlüssel zu allen Labors werden nach Arbeitsende hier deponiert. Die Schlüsseldose steht frei zugänglich zentral auf dem Gelände. Zwei Wächter sind einen grossteil der Zeit in der Nähe und wenn sie auf ihren Rundgang gehen, verstecken sie sie hinter einer Ecke. Das System funktioniert einwandfrei. Obwohl hier in den Labors unermessliche Reichtümer gehortet werden, wie Computer, Kühlschränke, Klimaanlagen, Kompressoren, Ersatzteile für verschiedenste Maschinen, Stühle und viele andere Möbel, ist es hier noch zu keinem Diebstahl gekommen. So sicher ist Mali! Übrigens: ab 1. Februar besteht hier Anschnallpflicht auf den Vordersitzen. Die meisten Taxifahrer mussten deshalb in den letzten Tagen ihre Autos erstmal damit ausrüsten, was zu Panikkäufen auf dem Sicherheitsgurtenmarkt geführt hat!